Warum wir die Initiative «Wildhüter statt Jäger» ablehnen

Auch die SP sieht Handlungsbedarf für mehr Tierschutz im Jagdwesen. Die Volksinitiative geht mit ihren beiden zentralen Forderungen jedoch in eine falsche Richtung. Sie verlangt den Ersatz der bisherigen Milizjäger*innen durch professionelle Wildhüter sowie eine natürliche Regulierung des Wildbestandes, d.h. es dürften nur noch kranke oder verletzte Tiere geschossen werden.

Die Milizjagd hat sich im Kanton Zürich bewährt.

Die Anforderungen in der Aus- und Weiterbildung an die Milizjäger*innen sind auch im Vergleich mit anderen Kantonen hoch. Die Jägerschaft übernimmt bereits heute Aufgaben im öffentlichen Interesse wie die Bergung von im Strassenverkehr verunfallter Tiere, die Information der lokalen Bevölkerung oder die Mitwirkung bei ökologischen Aufwertungsprojekten.

 

Das heutige System spart Kosten, bringt durch die Pachten Erträge für Kanton und Gemeinden, die für ihr Revier zuständigen Jagdgesellschaften verfügen über Ortskenntnisse und die kantonale Jagdverwaltung hat bereits heute eine wichtige Aufgabe in der Steuerung und im Wildtiermanagement. Ein Systemwechsel zu professionellen Wildhütern bringt deshalb keine Vorteile.

 

Nach Schätzungen des Regierungsrates wäre mit zusätzlichen Kosten von etwa 20 Millionen Franken für 80 – 90 zusätzlich fest angestellte Wildhüter*innen, die in der Initiative geforderte Haftung des Kantons für Wildschäden sowie dem Ausfall der Pachtzinsen zu rechnen. Ein vergleichbarer Nutzen für diese zusätzlichen Kosten ist nicht ersichtlich.

Eine natürliche Regulierung des Wildbestandes kann in einem derart dicht besiedelten Gebiet wie dem Kanton Zürich nicht funktionieren und bringt das Ökosystem in Wald und Feld aus dem Gleichgewicht.

Mit Essensresten in den Siedlungsgebieten sowie Ackerkulturen in der Landwirtschaft gibt es zu viele Futterquellen, so dass sich das Wild zu stark vermehren kann und eine Regulierung durch die Jagd notwendig ist.

 

Eine zu hohe Wilddichte ist auch nicht im Interesse der Natur. Folgen sind zum Beispiel noch mehr Baumverbisse oder Kämpfe unter den Tieren. Auch würden sich die Bauern vermehrt mit Zäunen schützen. Dies ist nicht im Interesse der Tierwelt, da so deren Mobilität eingeschränkt und der natürliche Ausgleich zwischen den Populationen verhindert würde.

Im heutigen Jagdbetrieb besteht in Sachen Tierschutz Handlungsbedarf.

Deshalb haben wir bei der Beratung im Kantonsrat einen Gegenvorschlag für ein Verbot der Bau- und Treibjagd eingebracht, der leider keine Mehrheit gefunden hat. Diese Jagdarten sind aus tierethischer Sicht abzulehnen. Die Baujagd endet für die betroffenen Füchse und Dachse, aber auch die eingesetzten Jagdhunde meistens sehr grausam und bei der Treibjagd besteht neben dem Stressfaktor für das Wild ein erhöhtes Risiko für Streifschüsse und damit für verletzte Tiere.

 

Bei der gegenwärtig im Kantonsrat beratenen Totalrevision des Jagdgesetzes wird sich die SP-Fraktion weiter für Restriktionen bei diesen Jagdarten und auch für andere Punkte im Interesse der Lebensqualität der Tiere und der Biodiversität einsetzen. Die Initiative, über die wir am 23. September abstimmen, schafft jedoch mehr Probleme, als sie löst.